Einige Fragen werden dem Bujinkan Darmstadt immer wieder gestellt.
Daher stehen die Antworten gleich hier,
um den Zeitaufwand bei der elektronischen Kommunikation zu reduzieren.
Wer graduiert im Bujinkan?
Graduierungen werden nur vom jeweils eigenen Lehrer durchgeführt oder bei anderen nur mit Erlaubnis des eigenen Lehrers.
Wer sich ohne Erlaubnis durch einen anderen Lehrer gradieren läßt,
hat damit seinen Lehrer gewechselt.
Ich graduiere Schülergrade nach dieser →Bujinkan-Kyu-Prüfungsordnung.
Wie kann ich alleine üben?
Vor einem Spiegel kann man korrekte Kamae (Stellung) und Kata
(ausnahmweise alleine) üben. Was man nicht dabei übt, ist das Erfühlen des
Gleichgewichts beim Partner. Man kann also nur das eigene Gleichgewichtsgefühl üben.
Mit einer gewissen minimalen Bodenfläche kann man auch Rollen üben.
Traditionell übt man Schläge und Tritte an einem toten Baum, der mit
einer Reisstrohmatte umwickelt ist. Achtung: Beschädige keine lebenden Bäume!
Heutzutage bietet sich eher eine
stabile Wand oder ein stabiler Türrahmen an. Als Polsterung kann
man ein gefaltetes Handtuch über eine Leine hängen. Mit
Phantasie kann sich leicht andere Konstruktionen erdenken: z.B. aufgehängte
Holzstäbe, um daran mit einem Bokken zu üben.
Für die Ausdauer ist zügiges Gehen gut. Dabei werden auch -anders als beim Laufen-
die inneren Organe aktiviert.
Für die Flexibilität braucht man täglich wenigstens 10 min Dehnübungen.
Der Qi-Fluss wird auch gut mit der
Qi Gong-Übung „Yi Jin Jing” geübt.
Kraftübungen sind für die Gesundheit normalerweise nicht nötig. Bei der Zeitplanung dafür
muß man bedenken, daß ein Muskel nach einer intensiven Anstrengung zwei bis drei Tage
zur Erholung und für den Aufbau benötigt.
Ist Ninjutsu angriffs- oder verteidigungsorientiert?
Ninjutsu läßt sich auf beide Weisen anwenden.
Entscheidend, ob etwas ein Angriff oder eine Verteidigung ist,
ist die Absicht, die damit verbunden ist.
Ein Angriff möchte eine Änderung erzwingen,
Verteidigung will den augenblicklichen Zustand erhalten.
Nach Carl von Clausewitz ist die Verteidigung die stärkere Position,
da sie bei völliger Untätigkeit aller Seiten ihr Ziel erreicht hat und
Schwächere meist die Verteidigung anstelle des Angriffs wählen.
Eine gute Erläuterung zu diesem thematischen Rahmen sind auch
→Die 7 Prinzipen des Selbstschutzes nach Jeff Cooper
Kann ich Bujinkan Budo üben, obwohl ich noch nie Kampfkunst
oder ähnliches geübt habe?
Ja, für jeden gibt es ein erstes mal. Die Übungsgruppen sind immer
für Teilnehmer aller Fähigkeitsstufen, es sei denn, es steht ausdrücklich
„für Fortgeschrittene” oder ähnliches dabei.
Wie hoch ist die Verletzungsgefahr?
Höher als beim Schach, niedriger als bei Leichtathletik. Da es keine
Wettkämpfe gibt, gibt es praktisch keine ernsthaften Verletzungen (blaue Flecken zählen
nicht als Verletzung). Eine absolut hundertprozentige
Sicherheit gibt es, wie immer im Leben, allerdings nicht.
Welche körperlichen Voraussetzungen sind fürs Üben nötig?
Natürlich ist ein sportgesunder Körper die beste Voraussetzung zum Üben im Bujinkan Darmstadt.
Aber auch mit Behinderungen oder im hohen Alter ist es möglich, mit dem Üben im Bujinkan Darmstadt zu beginnen.
Das höchste mir bekannte Einstiegsalter in einem Bujinkan Dojo ist 77 Jahre.
Aber das muß ja noch nicht die Obergrenze für den Einstieg ins Bujinkan Budo sein.
Man muß sich nur klar sein,
daß mit zunehmendem Alter mehr Zeit zum Erhalt der gleichen Leistungsfähigkeit wie bei jungen Teilnehmern nötig ist.
So läßt sich beispielsweise die Beweglichkeit mit zunehmendem Alter schwerer wiedergewinnen,
wenn das Körpertraining vernachlässigt wurde.
Wer auf Medikamente angewiesen ist (z.B. Bluter oder Diabetiker), muß
eine der Krankheit angemessene Disziplin an den Tag legen.
Bei übertragbaren Infektionskrankheiten soll zum Schutz der
anderen Teilnehmer auf eine Teilnahme an den Übungsstunden verzichtet werden,
bis keine Ansteckungsgefahr mehr vorliegt.
Geistig oder psychisch Kranke und Kriminelle dürfen nicht am Bujinkan-Budo teilnehmen gemäß den Richtlinien von Soke Hatsumi
(→Guidelines For Participation
In The Bujinkan; Fremdseite)
Ist das Üben realistisch?
Nein, grundsätzlich nicht, da man nach dem Üben unverletzt nach
Hause gehen möchte. Realistisch wäre 10 s Üben und 6 Monate
Verletzungspause. Das wäre, als ob man schon im Manöver die
Hälfte der Soldaten umbringt. Aus diesem Grund muß man rein
gedanklich nachvollziehen, ob eine bestimmte Handlungsweise wohl wirksam
wäre.
Gibt es Wettkämpfe?
Nein, denn dafür müßte es Regeln geben, die die möglichen
Techniken und die Umgebung eines Kampfes begrenzen. Dies gilt auch für
sogenannte regellose Wettkämpfe, bei denen der Ort, der Gegner, der Zeitpunkt
und die Bewaffnung vorher bekannt ist und Angriffe zu den Augen nicht erlaubt sind.
Letztere Einschränkung klingt geringfügig, ändert aber das Verhalten im Kampf ganz erheblich.
Die Einführung von Regeln widerspricht aber der Idee der Selbstverteidigung,
da unsichere (nicht schutzbedachte) Verhaltensweisen eingeübt werden.
Warum wird nicht mit Boxhandschuhen wettkampfähnlich geübt?
Boxhandschuhe und andere Schützer erlauben ein Verhalten,
das ohne diesen Schutz nicht möglich wäre.
Man verlernt so, sich zu schützen,
und das ist in der Selbstverteidigung fatal.
Außerdem haben bei einem sportlichen Übungs- oder Wettkampf beide Teilnehmer das gleiche Ziel (z.B. Treffer landen).
Interessant zum Üben sind evtl. Übungskämpfe, bei denen die Beteiligten verschiedene Ziele haben,
beispielsweise ein Angreifer und ein Verteidiger.
Kann ich auch Waffentechniken ohne die waffenlosen Techniken erlernen?
Im Bujinkan Budo ist Waffenkampf, der auch mit leerer Hand geübt wird.
Es ist typisch menschlich, mit Werkzeugen (ggf. Kriegswerkzeug) zu arbeiten.
Deswegen ist unbewaffneter Kampf wie Boxen oder Ringen anders als Bujinkan.
Ist Ninjutsu besser oder schlechter als andere Kampfkunstschulen?
Es gibt keine schlechte Kampfkunstschule, es gibt nur schlechte Kämpfer.
Soll heißen, es muß jeder für sich entscheiden, welche
Kampfkunstschule für ihn gut ist.
Wer eine Kampfkunstschule wählt, die keinen Spaß macht, wird
außerdem schnell das Üben einstellen.
Gibt es Bücher zum Thema?
Empfehlenswert sind alle Bücher von Masaaki Hatsumi.
Bujinkan Budo kann man allerdings aus keinem Buch lernen.
Das Gefühl für die Bewegung läßt sich nur persönlich vermitteln.
Warum gibt es im Bujinkan so viele Graduierungen?
Es gibt im Bujinkan 10 Kyu- (Schüler-) und 15 Dangrade (Meistergrade).
Dies ist eine größere Zahl als in den meisten anderen Budosportarten. Es gibt also mehr und
kleinere Schritte bei der Graduierung. Dadurch ist die Zeit zwischen den Graduierungen
auch etwas kürzer. Gemessen am Alter der Kampfkünste im Bujinkan ist
die Idee dieser Art
Graduierung auch ziemlich neu, da sie erst Ende des 19. Jahrhunderts zum erstenmal bei
anderen Budodisziplinen
in Erscheinung treten. Erst Ende des 20. Jahrhundert treten diese
Graduierungen im Bujinkan zusammen mit dessen
Verbreitung im Westen auf.
Zur Erlangung des ersten Dangrades sind bei regelmäßiger Übung
etwa drei Jahre Übung nötig
(bei einem guten Lehrer mit durchschnittlichem Schülertalent
und nicht nur zweimal Üben in der Woche).
Dann sollten Kihon Happo, Sanshin No Kata und Ukemi beherrscht werden.
Was ist eine Kata?
„Kata” bedeutet „Grundform” oder „Prinzip”. Es handelt sich dabei um eine
Aufzeichnung für nachfolgende Generationen, wie man kämpfen lernt,
nicht wie man kämpft (sic!). Kata unterscheidet sich vom Kampf, wie
Manöver vom Krieg. Ein Auswendiglernen von Kata ist daher auch nicht sinnvoll,
zudem es etwa 2500 davon gibt und es deshalb auch gar nicht geht.
Eine Kata hat Ähnlichkeit
mit einem Theaterstück, wo jeder vorher den Ablauf kennt und seine
Rolle spielt. Wenn man dann mit diesem gelernten Prinzip Variationen
durchspielt, nennt man das „Henka”.
Werden beim Bujinkan-Üben Nunchaku benutzt?
Nein, es werden im Bujinkan Budo keine echten Waffen benutzt.
Sai, Tonfa und Nunchaku sind Karatewaffen, die durch viele „Ninjaspielfilme”
mit den Ninja assoziiert werden. Verursacht ist das durch die Unkenntnis der
Filmemacher, die an Unterhaltung und nicht an Authentizität interessiert sind.
Viele Klischees werden im Übrigen durch einen Artikel
von
Thomas Gramlich: „Irrtümer und kein Ende”
beleuchtet.
Was ist ein Ninja?
Es gibt nicht die eine Definition von Ninja,
und zu dem Thema gibt es auch viele Meinungen.
Nach meinem Verständnis definiere ich den Begriff im Augenblick so:
Es handelt sich um Krieger in Japan, die aber nicht
offiziell als solche anerkannt werden, wie die Samurai.
Sich selbst nannte sich daher auch wohl niemand Ninja,
weil das für das eigene und das Leben der eigenen Angehörigen zu gefährlich gewesen wäre.
Heutzutage sagt man zu nicht offiziell anerkannten Kriegern „Kämpfer ohne Kombatantenstatus”.
Also je nach politischer Wertung: Partisan, Terrorist, Freischärler etc.
Krieger sind Menschen, die Kriegs- und Kampfkunst in allen Aspekten also auch geistig beherrschen.
Krieger sind dadurch weit mehr als nur Soldaten.
Unter Kriegskunst fällt auch Spionage, weswegen die auch
bei Meister Sun (Sun Tzu, Sun Zi) mitaufgeführt ist.
Im Zusammenhang mit „Ninja” stößt man auch auf den Begriff Yamabushi.
Yamabushi heißt wörtlich „Bergkrieger”. Yamabushi sind Asketen, die in den Bergen
leben und dort religiöse und kämpferische Praktiken (durch diese Kombination
sind auch die Shaolinmönche bekannt) ausüben. Sie fallen somit auch unter
den Begriff Ninja.
Was ist ein Gi?
Gi ist die Kurzform von Kimono. Das bedeutet auf japanisch „Anzug”. Also auf
deutsch meist nur Judo- oder Karateanzug.
Gemeint ist damit die Uniform, die beim Üben getragen wird.
Was sind Tabi?
Tabi sind japanische Socken. Als Besonderheit ist der große Zeh von
den anderen abgetrennt. Für das Üben gibt es auch
Tabi mit Leder- oder Kunstledersohle,
die nicht so schnell aufgerieben sind, wie einfache Stoffsohlen.
Im Bujinkan Darmstadt wird mit Oka-Tabi,
d.h. Stoffsohlen (oder Leder- oder Kunstledersohlen), auf der Matte geübt.
Mit Gummisohle versehene Jika-Tabi dienen in Japan als Straßenschuhe,
werden also nicht im Haus getragen (ausgenommen im Bau).
Bujinkan Budo wird in Japan nicht barfuß geübt.
Ich verstehe die Bibelstellen in der Netzseite nicht?
Aufgrund der Kürze der Stellen ist der Zusammenhang, aus dem die
Stellen stammen, nicht zu erkennen
und die Stelle unverständlich.
Wer sie tiefgründig verstehen möchte, der
muß mit Hilfe der angegebenen Textstelle den Kontextrahmen nachlesen.
Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Bujinkan und den Textstellen
(genauso wenig wie zwischen Budo und Zen),
sondern nur über meine Person. Ein Schlüsselwort im Text steht dabei im
semantischen Zusammenhang mit dem Thema der jeweiligen Netzseite.
Ist Christsein mit Bujinkan vereinbar?
Bujinkan ist m.E. keine Religion.
Es handelt sich bei dieser Frage letztlich um eine sehr persönliche Entscheidung.
Man könnte sich z.B. schon allein deswegen gegen das Training im Bujinkan entscheiden,
weil es nicht Jesus gewidmet ist.
Was steht in Bibel dazu?
Mir scheint das 14. Kapitel des Briefes des Paulus an die Römer zu dieser Fragestellung zu passen.
Es geht in diesem Kapitel um das Problem,
ob man Fleisch essen darf,
das zu römischer Zeit immer zu Ehren der römischen Götter geschlachtet wurde.
Die Antwort darauf gibt der letzte Vers des 14. Kapitels:
Wer aber dabei zweifelt und dennoch ißt, der ist gerichtet, denn es kommt nicht aus dem Glauben.
Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.
(Röm 14, 23)
Ich denke, die Aussage gilt entsprechend für das Bujinkan-Üben,
indem man in der Textstelle „ißt” durch „übt” ersetzt.
Aber auch das Schicksal des Kriegers steht in der Schrift geschrieben:
...wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.
(Mt 26,52a)
Die Erfahrung,
daß jeder Gewaltakt seinen Tribut fordert,
ist auch in den traditionellen Kampfkünsten bekannt.