Zu Beginn und am Ende einer Übungseinheit eines Bujinkan Dojo wird „Shikin Haramitsu Daikōmyō” gegenüber dem Kamidana gemeinsam gerufen.
Danach wird noch zweimal in die Hände geklatscht und japanisch gegrüßt,
und dann wird noch einmal in die Hände geklatscht und wieder japanisch gegrüßt.
Danach kommt der japanische Gruß der Teilnehmer zueinander.
Vor dem Training wird gleichzeitig dazu ein „Bitte” auf japanisch „onegaishimasu”,
und nach dem Training wird ein „Danke” auf japanisch „arigatō gozaimasu” oder noch höflicher „arigatō gozaimashita” gesagt.
Man könnte „Shikin Haramitsu Daikōmyō” als Wunsch oder Grußformel bezeichnen.
Damit wird der Respekt gegenüber der Tradition und den Meistern des Bujinkan Dojo
sowie gegenüber den anderen Trainings-Teilnehmer ausgedrückt.
Dies ist eine Respektbezeugung, wie man sie auch gegenüber einer Flagge macht.
Die Teilnahme an dieser Respektbezeugung ist freiwillig.
Laß mir ein Licht aufgehen!
Für „Shikin Haramitsu Daikōmyō” läßt sich nur schwer eine gute Übersetzung angeben.
Sinngemäß bedeutet dieser Spruch etwa:
- „Ruf nach Erleuchtung durch Erfahrung!”,
- „Laß mir ein Licht aufgehen!” oder einfach
- „Lerne aus Erfahrung!”.
Die einzelnen Wörter bedeuten in etwa folgendes:
詞韻
„Shikin” bedeutet „Reimwort” oder „harmonischer Klang”:
- „Shi” bedeutet „gewichtiges/bedeutsames/beherrschtes Wort”
- „kin” bedeutet „Rhythmus/Harmonie”
波羅蜜
„Haramitsu” bedeutet auf sanskrit „Pāramitā” bzw. deutsch
das andere (pāra) Ufer (mitā), also
„Transzendens” oder
„Weg zur Erleuchtung”.
Pāramitā sind die transzendenten
Tugenden,
die zur Erleuchtung führen; die Erkenntnis bzw. das Wahrnehmen des Seins:
kein Weg, kein Tun führen zum Sein.
大光明
„Daikōmyō” bedeutet „großes helles Licht (von Buddha)”
oder kurz „Erleuchtung”.
Daikōmyō → 5 Wege zur Erleuchtung
Es gibt fünf Arten, zur Erleuchtung - 悟 Satori - zu gelangen,
was auch in den drei Komponenten des Schriftzeichens 悟 für Satori sichtbar ist:
心 kokoro - der Geist hat
五 go - fünf
口 kuchi - Tore,
um zur Erleuchtung zu gelangen:
- Der körperliche Weg: Dehnen, strecken, atmen → das „Taijutsu” aus „Bujinkan Budō Taijutsu”.
- Der hingebende Weg: Liebe zu Gott → das „Shin” bzw. „Jin” aus „Bujinkan Budō”.
- Der intellektuelle Weg: Logik und Analyse bis zur Einsicht in die Einheit → das „Haramitsu” aus „Shikin Haramitsu Daikōmyō”
- Der mechanische Weg: Wiederholung bis zur Verzückung → z.B. Mantra (das „Shikin” aus „Shikin Haramitsu Daikōmyō”).
- Der wahrnehmende Weg: Achtsamkeit, beobachten, wahrnehmen → das „Zanshin” (die aufmerksame Haltung).
Die Erleuchtung verbindet die fünf Tugenden -Gojō- mit der Kampfkunst -Budō-.
悟宝 Gojō - Samuraitugenden
Wörtlich „Verstehensgut”:
- 滅の不施 Fumetsu no Fuse - Freigiebigkeit
- 真道の持戒 Mamichi no Jikai - Achtsamkeit
- 自然の忍にく Shizen no Ninniku - Beständigkeit
- 光明の悟り Komyō no Satori - Geistesblitz
- 自然の超越 Shizen no Choetsu - Selbst-Transzendenz
oder:
五常 Gojō - die 5 Kardinaltugenden im Konfuzianismus
Wörtlich „5 Normale”:
- 仁 Jin - Mitgefühl
- 義 Gi - Wahrhaftigkeit
- 礼 Rei - Höflichkeit
- 智 Chi - Weisheit
- 信 Shin - Redlichkeit